Trauern im Rampenlicht

Robert Enke, Ersatztorhüter der Nationalelf, bedankt sich für die öffentliche Anteilnahme am Tod seiner Tochter

BERLIN taz ■ Der Reißverschluss der weißen Trainingsjacke mit den drei Streifen war bis oben geschlossen, der Kragen lag eng am Hals. Kein Lächeln, das Gesicht eine Maske. Robert Enke sah aus wie ein Geist, als er sich gestern zur Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Potsdamer Platz in Berlin setzte.

Neben ihm Timo Hildebrand, Konkurrent um den Posten als Nummer zwei im deutschen Tor, Andreas Köpke, der Torwart-Trainer, und Harald Stenger, der Kommunikationsdirektor des DFB. Die Medienvertreter befragten zunächst Hildebrand und Köpke. Sportjournalistisches Geplapper: „seine Chance nutzen“, „Nuancen machen den Unterschied“, „nicht nur einzelne Spiele betrachten“.

Dann gab Stenger das Wort an Enke. Der Torhüter von Hannover 96 schluckte. Dann sprach er mit ruhiger, fester Stimme: „Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich über die Medien auch im Namen meiner Frau für all die Anteilnahme am Tod unserer Tochter zu bedanken.“

Die zweijährige Lara Enke, die unter einem schweren Herzfehler litt, war vor zweieinhalb Wochen nach einer im Grunde ungefährlichen Operation am Gehör verstorben. Die Anteilnahme sei riesig gewesen, erzählte Enke. Er und seine Frau Teresa bekamen körbeweise Post, unzählige E-Mails. Auf eigens eingerichteten Internetseiten hinterließen tausende Menschen aus ganz Deutschland tröstende Worte.

„Das freut meine Frau und mich sehr, und es hilft uns auch ein bisschen“, sagte Enke. Es sei sicher nicht die spektakulärste Geschichte, meinte Enke, aber er bitte die Journalisten dennoch, seinen Dank zu übermitteln.

Der Keeper will vorerst keine Interviews mehr geben, wohl erst nach Weihnachten wieder. Er brauche nun Zeit für sich, wolle einfach nur seine Arbeit machen, sagte Enke und öffnete den Reißverschluss seiner Jacke. Es war raus. LARS JESCHONNEK